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Language: German
Source: http://www.heise.de/newsticker/data/wst-12.10.01-000/
FH
Fulda entwickelt "virtuellen" Spiegel für den Kleiderkauf
Informatiker der Fachhochschule Fulda wollen mit
Hilfe elektronischer Techniken das Einkaufen revolutionieren. In einem
neuen Forschungsprojekt werde etwa ein so genannter virtueller Spiegel
für Bekleidungsgeschäfte entwickelt, der die Maße des
Körpers und das Gesicht aufnehme, sagte der Fuldaer Professor für
Angewandte
Informatik, Karim
Khakzar, in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
"Dann kann man zum Beispiel im Laden ganz schnell Hemden oder Krawatten
aus einer riesigen Palette ausprobieren, ohne sie anziehen zu müssen."
Der Kunde könne sich mit unterschiedlichen Kleidungsstücken
wie in einem Spiegel ansehen, ohne die verschiedenen Modelle wirklich
zu tragen, erklärte Khakzar.
Der Kunde spare viel Zeit und könne so auch Kleidungs-Modelle testen,
die der Einzelhändler nicht im Geschäft oder im Lager habe.
Die Kleidungsstücke würden aus einer Datenbank abgerufen. Nach
den Ideen des Informatikers soll der Kunde im Geschäft außerdem
mit Hilfe des Internet den Rat seiner Familie zu Hause einholen können.
Erste Prototypen von Neuentwicklungen sollen in einem Jahr in einem Bekleidungsgeschäft
in Fulda und in anderen Städten getestet werden.
Zudem werde ein "interaktives Schaufenster" entwickelt, das
auf den Kunden davor reagiere. Mit einer Kamera werde etwa das ungefähre
Alter und die Kleidung der Passanten erkannt. Die virtuellen Auslagen
könnten dann entsprechend verändert werden, sodass etwa das
passende Hemd zum Anzug des Geschäftsmannes vor dem Schaufenster
gezeigt werde, sagte der Projektleiter. In Supermärkten sei es denkbar,
dass die Kunden über ein Display am Einkaufswagen zusätzliche
Informationen zu einzelnen Produkten oder auch Kochrezepte erhielten,
schilderte der Informatiker.
Mit dem Forschungsprojekt, das die EU für drei Jahre mit insgesamt
1,4 Millionen Euro (2,74 Millionen Mark) fördert, solle die Wettbewerbsfähigkeit
traditioneller Fachhändler in Europa gestärkt werden, sagte
Khakzar. "Viele der traditionellen Unternehmen sind bedrängt
insbesondere durch die Filialisten und fühlen sich in gewissem Maß
auch bedroht durch die neuen Informationstechnologien wie etwa den E-Commerce
(elektronischer Handel)."
Mit den Neuentwicklungen könnten Technologien wie das Internet mit
den Stärken der Einzelhändler in den Innenstädten
Beratung und persönlicher Kontakt zum Kunden verbunden werden.
"Die reale und die virtuelle Welt rücken näher zusammen",
sagte der Informatik-Professor. Die FH forscht gemeinsam mit zwei anderen
Organisationen in Fulda und mit Partnern in der Schweiz, England, Griechenland
und Frankreich. Für die osthessische Hochschule, die vor allem für
die Software-Entwicklung zuständig ist, "ist das ein Riesen-Projekt",
sagte Forschungsleiter Khakzar. In Fulda würden vier neue Stellen
geschaffen. (dpa) / (wst/c't)
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